How it all began
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Begonnen hatte alles ganz harmlos. Zumindest aus meiner Sicht. Stefan Behnischs Frage, ob denn hier einer QuarkXpress könne, hatte ich damals mit ja beantwortet. Eigentlich eine einfache Antwort auf eine einfache Frage.
Wir schrieben das Jahr 1996, ich kam gerade von einem Studienjahr an der TU Delft zurück und saß wieder als Praktikant bei Behnisch & Partner, Büro Innenstadt in der Christophstraße in Stuttgart. Ambitioniert wie alle, bereit die Welt zu verbessern und Statikern Probleme zu bereiten. Prittstift, Schere und ein analoges Kopiergerät gehörten ebenso wie Schnurschiene, Copic Marker und Rapidographen zu unseren gängigen Werkzeugen. LetraSet Anreibebuchstaben und Kopierfolien waren da schon deutlich distinguierter und dementsprechend sparsam zu verwenden. Pläne wurden mit Bleistift oder Tusche gezeichnet und Fehlerkorrekturen mit Radiergummi und Rasierklinge ausgeführt. Computer waren komische beigefarbene Riesendinger mit ratternden Diskettenlaufwerken und Degauss-Tastern an den Röhrenmonitoren. Indesign würde erst in 3 Jahren erscheinen und der Standard für digitales Layouten hieß QuarkXpress.
Ich verfügte damals zufälligerweise bereits über einen Power Macintosh inklusive Kenntnissen in QuarkXpress. Genau diese Konstellation war es dann auch, die mich dazu verleitete Stefans Frage zu bejahen und die mich in der Folge im Büro zu einem sogenannten Tastendrücker werden ließ, selbst wenn es sich dabei doch sehr viel mehr darum handeln sollte, Mäuse in der Gegend herumzuschubsen.
Anfangs liefen die Layout- und Gestaltungsaufgaben einfach parallel zur architektonischen Projektarbeit, viel war es ja auch nicht. So entstand 1997 eine Ausstellung in Chemnitz anlässlich des 75. Geburtstags von Günter Behnisch. Dann die erste behnisch.com Website, ein kleines Buch über das Centre for Performing Arts in Bristol, mehr Ausstellungen, Broschüren. Mit jedem fertiggestellten Gebäude noch mehr Ausstellungen, und 2002 mit der Berliner Aedes Doppelshow zu Günter Behnischs 80. Geburtstag noch viel mehr Ausstellungen. An eine ernsthafte Projektmitarbeit war schon lange nicht mehr zu denken und es keimte der Gedanke ein eigenes Büro für Kommunikation im Raum zu gründen.
Im Januar 2003 initiierten Stefan und ich dann als ein ebensolches unser gemeinsames Büro Ockert und Partner. Um ein dem Stereotyp des Gestalters anhaftendes, unabdingbares Klischee zu bedienen, verbrachte ich die ersten Jahre brav in einem ehemaligen Friseursalon im Stuttgarter Süden, bis zum Hals in kreatives Zeug vertieft.
Es war klar, dass Stefan sich voll seinen Architekturbüros widmete, und unsere Partnerschaft bestand vordergründig in einer selbstverständlichen, vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen mir und den Behnisch Büros. Unsere Arbeit wurde aber sehr viel stärker durch die Möglichkeit des engen Austauschs mit Stefan beeinflusst als das der flüchtige Blick erahnen lassen möchte. Vielleicht musste man aber zudem auch durch die (zugegeben manchmal etwas mühselige) Schule des Büros Behnisch gegangen sein, um zum Beispiel durch mantraartiges Entwickeln unzähliger Entwurfsvarianten bei der Wettbewerbsbearbeitung, die verlockende Selbstverliebtheit des ersten Strichs abzulegen, bei der manche Kollegen immer wieder gerne ertappt werden.
Uns liegt nichts ferner als krampfhaft Gestaltung um der Gestaltung Willen und der Befriedigung der eigenen Eitelkeit hofierend zu zelebrieren. Wenn wir die Sache nicht mehr im Visier haben, dann stimmt es für uns nicht. Der Anzug muss dem Kunden passen, nicht dem Schneider. Gefallen darf jener allerdings auch dem Schneider.
Glücklicherweise zwingt uns nun niemand dazu, das zu tun was wir tun, wir tun es aus freien Stücken. Was aber treibt uns an? Vielleicht reizt uns die inhaltlich-konzeptionelle Arbeit. Vielleicht wollen wir noch immer die Welt verbessern. Vielleicht haben wir das Kind in uns bewahrt und haben nie aufgehört zu spielen. Vielleicht wäre aber auch jedes nicht bearbeitete Projekt eine verpasste Chance.
Frank Ockert